Die schmerzhafte Realität in Griechenland
Die andauernden Einbrüche bewaffneter Verbrecher in Häuser anständiger Menschen, welche sie terrorisieren, berauben und häufig misshandeln oder sogar auch ermorden, stellen ein ungekanntes Phänomen dar, extrem bedrohend nicht nur für die verblüffte Bevölkerung, aber auch die gesamte zivilisierte Welt. Das, was in letzter Zeit in Griechenland geschieht, von der Ermordung der beiden jungen Leute in Käsariani, die ausgelöscht wurden, nur weil ihnen jemand das Auto stehlen wollte, bis zur Ermordung des Greises in Pagkrati, dem sie die jämmerliche Rente raubten, oder der Ermordung des Apothekers in Renti wegen 300 Euro, ist alles andere als Zufall … . Es ist die Spitze einer Welle der Kriminalität, die – leider wahr – die Wirtschaftskrise in unserem von Tag zu Tag verarmenden Land mit der Anwesenheit einer sehr hohen Anzahl verelendeter illegaler Immigranten kombiniert. Vor allem ist es jedoch Zeichen einer schmerzhaften Realität, die im Namen der angeblichen Demokratie gewisser kleiner Minderheiten, die über eine Reihe von Jahren mit ihrer Dreistigkeit ihre Ansicht aufgezwungen haben, in einem hohen Maß zur vorherrschenden Strömung wurde. Diese schmerzhafte Realität ist die tiefe Verachtung eines großen Teils der Gesellschaft gegen die Gesetze und Institutionen, aber auch die Polizei.
» Die vorherrschende linke Wahrnehmung, die aus dem gerechtfertigten Misstrauen gegenüber der Polizei anderer unangenehmer Epochen entartete, als der Polizist ein Organ der Durchsetzung antidemokratischer Ansichten und Verhaltensweisen war, mutierte zur völligen Verachtung der ELAS als Korps, welches Ordnung und Gesetz durchsetzt, die wiederum eine Voraussetzung für das Funktionieren der Demokratie darstellen. Es gibt keine Demokratie und Freiheit ohne die Existenz einer Polizei, die für die Umsetzung der Gesetze Sorge trägt.
» Natürlich muss in Fällen polizeilicher Bestialität und Willkür die Gesellschaft reagieren, wie sie zu Recht im Fall der Ermordung des Alexis Grigoropoulos reagierte. Dies ist jedoch nicht das selbe mit der völligen Geringschätzung der Polizisten und ihrer Funktion. Wenn eine Gesellschaft erachtet, “die Bullen sind Schweine und Mörder”, und diese Ansicht keine Randerscheinung ist, sondern sogar auch einen großen Teil der gesellschaftlichen Gesamtheit auszudrücken scheint, existiert ein Problem der Legitimierung der Polizei und folglich ihrer Funktion. Wenn die Polizei verachtet wird, ist es für extreme kriminelle Elemente wie die Räuber, die eiskalt die beiden jungen Beamten der Sonderwache ermordeten, leicht, zu solchen abscheulichen Taten zu schreiten.
» Gleichzeitig wird offensichtlich, dass die Situation jeder Kontrolle entgleitet, wenn die Gesellschaft Muster der Missachtung der etablierten Ordnung und des Gesetzes zu zeigen beginnt. Wenn wir meinen, die Gesetze ignorieren zu können, keine Mautgebühren zu zahlen, keine gesetzlichen Beschlüsse zu akzeptieren, die U-Bahnfahrkarte nicht zu bezahlen, Steuern zu hinterziehen, öffentliche Gelder mit dem Argument “ist doch schnuppe, tun ja alle” zu vergeuden, hat die Festigung der Logik “ich missachte das Gesetz und pfeife darauf” als ihre extreme Form das Verbrechen, den Mord, die Gewalt. Wenn u. a. Ärzte, Apotheker und Ingenieure Ministerien stürmen und sich wie Hooligans benehmen, weil sie erachten, dass ihre Interessen beeinträchtigt werden, was müssen dann verelendete Immigranten tun, die nichts zu Essen haben? Sie werden töten. Und das haben sie getan. Nichts ist zufällig … . Wir sind eine Gesellschaft, die sich an die Gewalt gewöhnt hat. Wir selbst mit unseren Verhaltensweisen haben den Sack des Aiolos geöffnet, und jetzt laufen wir wie die Matrosen des Odysseus in Gefahr, in dem ungeheuren Sturm der Kriminalität zu ertrinken, der unser Land heimsucht. Und er wird weiterhin anschwellen, solange der Staat und die Gesellschaft nicht gemeinsam übernehmen, dem Problem mit mutigen Entscheidungen zu begegnen.
Quelle: Vradyni S. 2
Deutsche Übersetzung: Griechenland-Blog
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DIE ZEIT - 11.07.2012