“Solidarität” zerstört den Euro - Steht er kurz vor dem Aus?
Das Endspiel hat begonnen. Die Tage des Euro sind gezählt. Der Zerfall der EWU steht unmittelbar bevor. Diese Meinung ist weit verbreitet, fast überall in Europa. Panik greift um sich. Die Politik versucht, kritische Stimmen mundtot zu machen. Aber Vorsicht! So schnell kommt die Eurokalypse nicht. Noch sind nicht alle fiskalischen Trümpfe ausgespielt. Es wird noch eine Weile dauern, bis Deutschland pleite ist. Auch die EZB hat noch einige „Dicke Bertas“ im monetären Arsenal. Eine Hyperinflation in Europa kommt nicht von heute auf morgen. Die Politik hat also noch ein wenig Zeit, das waghalsige währungspolitische Experiment fortzuführen. Vielleicht gelingt es ihr doch noch, auf den währungspolitischen Pfad der Tugend zurückzukehren.
Zurück nach Maastricht!
Ein existentielles Problem ist die mangelhafte Finanzmarktordnung in der EWU. Banken sind Hauptfinanziers der Staaten. „Basel I“ förderte diese Entwicklung. Die Bankgeschäfte sind mit viel zu wenig Eigenkapital unterlegt. Deshalb sind Banken nur bedingt in der Lage, auftretende Verluste zu tragen. Aber auch taumelnde Staaten können sie nicht mehr retten. Kommt es zur Pleite von Banken oder Staaten, droht die Katastrophe, weil länderübergreifend volkswirtschaftliche Geldkreisläufe zerstört werden. Vorschläge, wie höhere Eigenkapitalanforderungen, zwangsweise Rekapitalisierung, bedingte Zwangswandelanleihen (CoCos) und die Zerschlagung von Banken, liegen auf dem Tisch. Banken und Politik tun gegenwärtig alles, sie zu verhindern.
[...]
Vorwärts nach Europa?
[...]
Raus aus dem Rettungsmodus!
[...]
Wie die Schweden
[...]
Es war nur so eine Idee
Die schwedische Erfahrung zeigt aber auch, ohne breiten gesellschaftlichen Konsens läuft nichts. Alle müssen an einem Strang ziehen. Die Krise darf nicht durchfinanziert, die Lasten müssen über Einkommens- und Vermögensverluste getragen werden. Das alles ist in der Eurozone nicht zu erwarten. Der Verteilungskampf zwischen den Mitgliedern der EWU ist beinhart.
[...]
Fazit
Die aktuelle EWU wird kein glückliches Ende nehmen. Schon Böhm-Bawerk wusste: Gegen ökonomische Gesetzmäßigkeiten zieht politische Macht den Kürzeren. Das gilt auch für das politische Projekt des Euro. Alle hilflosen Versuche der Politik, den Sanktionsmechanismus der Märkte mit Transfer-, Schulden- und Inflationsunionen außer Kraft zu setzen, führen ins Desaster. Noch besteht aber Hoffnung, zumindest auf eine „redimensionierte“ Eurozone. Ohne glaubwürdige Strukturreformen und einen Umbau des (Sozial-)Staates geht es aber auch dann nicht. Tatsächlich reagiert die Politik auf den Druck der Märkte, irgendwann. Das Problem ist aber, dass es für strukturelle Reformen oft schon zu spät ist, wenn die Märkte die Politik in den Schwitzkasten nehmen.
Also: Es ist kurz vor 12.
zum Aufsatz von Norbert Berthold - Wirtschaftliche Freiheit - 02.08.2012