Grünes Licht für Pilotphase - Wie EU-Projekt-Bonds ticken
Das EU-Parlament hat den Weg freigemacht für sogenannte Projekt-Anleihen. Ziel ist es, private Anleger für die Finanzierung langfristiger Infrastrukturprojekte zu gewinnen.
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Warum braucht es Projekt-Anleihen?
Die Grundidee besteht darin, den Trägern von Infrastrukturprojekten in den Bereichen Verkehr, Energie und Breitbandnetze zu helfen, private Anleger als Kapitalgeber zu gewinnen.
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Welche Rolle übernimmt die Europäische Investitions Bank?
Die Anlockung privater Anleger soll vereinfacht ausgedrückt wie folgt erfolgen: Der Projektträger (zum Beispiel ein Firmenkonsortium), der ein Infrastrukturprojekt, etwa eine von der öffentlichen Hand ausgeschriebene Eisenbahnstrecke, planen, bauen und betreiben will, gründet eine Projektgesellschaft mit einem Eigenkapital, das vielleicht 20% der Projektkosten deckt. Den Rest finanziert er über Fremdkapital, wobei die Schulden in eine vor- und eine nachrangige Tranche aufgeteilt werden Die nachrangige Tranche, die im Falle allfälliger Zahlungsprobleme nach dem vorrangigen Teil, aber vor dem Eigenkapital bedient würde, übernimmt die EIB, indem sie der Projektgesellschaft einen Kredit oder eine vorbeugenden Kreditlinie gewährt.
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Wer soll Projekt-Anleihen kaufen?
Dank dem Engagement der EIB wird die vorrangige Fremdkapital-Tranche sicherer, sie erhält ein höheres Kreditrating (angestrebt ist mindestens «A–»). Das Geld für diese Tranche würde die Projektgesellschaft über die Emission der eigentlichen Projekt-Anleihen von privaten Anlegern beschaffen. Als Käufer kommen etwa institutionelle Anleger wie Pensionsfonds oder Versicherungsgesellschaften in Frage, die typischerweise an langfristigen Anlagen interessiert sind, aber nur in Produkte mit hohem Rating investieren dürfen.
Wozu dient das EU-Geld?
Die 230 Mio. € aus dem EU-Haushalt fliessen auf ein Treuhandkonto bei der EIB und decken einen Teil des Risikos der Bank: Erleidet sie einen Verlust aus einem konkreten Projekt, wird er teilweise aus den EU-Mitteln gedeckt.
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Die Pilotphase dauert bis zum Ende der laufenden EU-Finanzperiode, Ende 2013. Damit soll das neue Instrument schon in der akuten Konjunkturflaute zum Wachstum beitragen und zugleich Erfahrungen liefern für den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Ausbau der Projekt-Anleihen in der nächsten Finanzperiode (2014–20).
NZZ - 05.07.2012 - 21:33