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Schuften bis 80 - Wenn die Rente nicht reicht
Sie sind längst im Ruhestand, doch sie putzen Treppenhäuser, tragen Zeitungen aus oder arbeiten als Hausmeister, weil ihre Rente kaum zum Leben reicht.
660000 Senioren haben laut Bundesarbeitsministerium einen Nebenjob und Wirtschaftsexperten warnen:
Niedriglöhne, Scheinselbstständigkeit und unterbrochene Erwerbszeiten werden die Altersarmut in Zukunft noch massiv verschärfen.
NDR-Autorin Ute Jurkovics wollte wissen:
Wer sind die älteren Menschen, die noch arbeiten müssen, um über die Runden zu kommen?
Eine von ihnen ist Renate Eberhard. Sie gehört zu den rund acht Millionen Senioren in Deutschland, deren Rente weniger als 600 Euro beträgt. Die 73-jährige Hamburgerin zieht an drei Tagen in der Woche mit ihrem Hackenporsche auf Flohmärkte und verkauft gebrauchte Armbanduhren, alte Barbiepuppen und Schmuck. Wenn sie Pech hat, bekommt sie an einem Tag für stundenlanges Rumstehen bei Wind und Wetter gerade mal 15 Euro.
Auch Marianne Kreil verdient sich auf Flohmärkten ein paar Euro dazu. Außerdem putzt sie werktags in einer Zahnarztpraxis und am Wochenende in einem Büro. Obwohl sie 40 Jahre lang als Reinigungshilfe gearbeitet und eingezahlt hat, liegt ihre Rente nur knapp über dem Sozialhilfeniveau. Mit Flohmarktgeschäften halten sich auch Rudi Meissner und seine Frau über Wasser. Weil er als Möbelpacker seine Bandscheiben ruinierte, wurde er schon mit 60 verrentet. Heute bekommt der 72-Jährige seine Minirente vom Staat aufgestockt. 376 Euro hat er noch zum Leben, wenn die Miete bezahlt ist. Die Meissners klagen nicht. Solange die Kraft für ihre Nebenjobs noch reicht, kommen sie klar. Wenn der HSV ein Heimspiel hat, sammelt das Ehepaar vor dem Fußballstadion leere Dosen und Flaschen ein. Manchmal bringt eine stundenlange Sammelaktion nicht mehr als 30 Euro. “Was soll`s,” meint Rudi Meissner, “von 30 Euro kann man schon eine ganze Menge kaufen.”
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