Wilhelm Hankel: Euro könnte enden wie die DDR-Mark
Er hätte „nie geglaubt, dass eine europäische Elite zu solch einem Pfusch fähig wäre“.
Mit harten Worten ging der Wirtschaftswissenschaftler Wilhelm Hankel mit den Verantwortlichen des Euro-Systems ins Gericht.
Hankel sprach anlässlich des 50-jährigen Bestehens der „Staats- und Wirtschaftspolitischen Gesellschaft“ (SWG) vergangenen Sonnabend in Hamburg.
Dabei betonte der prominente Euro-Kritiker vor rund 200 geladenen Gästen, dass die negativen Folgen der Währung weit über den rein geldpolitischen Bereich hinausgingen: „Mit einer Einheitswährung für alle Europäer, die der Euro einst werden sollte, sind weder Rechtsstaat noch Demokratie noch Marktwirtschaft machbar“, so Hankel.
Auch der Traum vom Endziel „Vereinigte Staaten von Europa“ nach dem Vorbild der USA weise in die falsche Richtung. Im Unterschied zur US-Nation existiere keine „europäische Nation“. Daher fuße die Idee der staatlichen Vereinigung des alten Kontinents ebenso auf falschen Annahmen wie die Einführung des Euro.
Die Behauptung, Deutschland habe vom Euro „besonders profitiert“, sei schlicht die Unwahrheit. Die Einheitswährung habe vielmehr den deutschen Zinsvorteil beseitigt und zudem dafür gesorgt, dass seit der Euro-Einführung zwei Drittel der deutschen Ersparnisse ins Ausland geflossen seien. Geld, das in der Bundesrepublik für Investitionen gefehlt und stattdessen zur Blasenwirtschaft in den heutigen Krisenländern beigetragen habe.
Wenn in der Euro-Frage nicht bald radikal umgesteuert werde, werde die EU-Kommission am Ende gezwungen sein, den Kapitalfluss über die Grenzen des Währungsraums zu blockieren, um eine Erosion des Euro aufzuhalten.
Dann wäre der Euro eine nichtkonvertible Währung wie einst Sowjet-Rubel oder DDR-Mark. Damit wäre das „Selbstbestimmungsrecht des Geldbesitzers weg“, die Menschen wären faktisch „eingesperrt, weil sie ihre Euros nicht mehr frei konvertieren können“, warnt Hankel. Sein Fazit: Ein freies Europa werde es nur ohne den Euro geben.
Preußische Allgemeine Zeitung - 18.05.12