Die Verteidigung des Euro: ein österreichischer Ansatz
1. Einleitung: das ideale Geldsystem
Die Theoretiker der Österreichischen Schule haben große Anstrengungen unternommen, um das ideale Geldsystem einer Marktwirtschaft zu erläutern. Auf theoretischer Ebene haben sie eine Konjunkturtheorie entwickelt, die erklärt, wie ein wiederkehrender Zyklus durch eine nicht durch reale Ersparnisse gedeckte Kreditausweitung generiert wird. Diese Kreditausweitung durch ein auf Teildeckung operierendes Bankensystem wird von den Zentralbanken organisiert. Aus historischer Perspektive haben die Theoretiker das evolutionäre Entstehen des Geldes erklärt und ausgeführt wie die Zwangseingriffe des Staates angefeuert von mächtigen Interessengruppen die natürliche Evolution der Bankinstitutionen vom Markt entfernt und korrumpiert haben. Aus ethischer Perspektive haben sie die juristischen Erfordernisse und Prinzipien des Eigentumsrechts im Hinblick auf Bankverträge gezeigt. Diese Prinzipien entstehen aus dem Marktgeschehen selbst und sind gleichzeitig für sein Funktionieren unerlässlich.
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2. Die Österreichische Tradition der Verteidigung fester Wechselkurse gegen einen monetären Nationalismus und flexible Wechselkurse
Die Ökonomen der Österreichischen Schule haben, solange das ideale Geldsystem noch nicht erreicht worden ist, es stets als einen von vielen Ökonomen – vor allem der Chicagoer Schule – begangenen schweren Fehler der Wirtschaftstheorie und der politischen Praxis betrachtet, flexible Wechselkurse in einem Umfeld monetären Nationalismus zu verteidigen, so als ob diese mehr im Einklang mit einer Marktwirtschaft stünden.
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3. Der Euro als “Proxy” des Goldstandards (oder warum die Verteidiger des freien Unternehmertums und der freien Marktwirtschaft den Euro unterstützen müssen, solange seine einzige Alternative die Rückkehr zum monetären Nationalismus ist)
Wie wir gesehen haben, sind die Ökonomen der Österreichischen Schule Anhänger des Goldstandards, weil er die Willkür der Politiker und Regierenden zügelt und beschränkt; weil er alle am demokratischen Prozess beteiligten Akteure diszipliniert und weil er das disziplinierte und moralische Handeln der Menschen fördert; kurz, weil er eine Bremse für Lügen und Demagogie darstellt, sowie Transparenz und Ehrlichkeit in den sozialen Beziehungen ausweitet und erleichtert. Nicht mehr und nicht weniger. Vielleicht hat dies Ludwig von Mises am Besten ausgedrückt: “The gold standard makes the determination of money’s purchasing power independent of the changing ambitions and doctrines of political parties and pressure groups. This is not a defect of the gold standard, it is its main excellence” (Mises 1966, 474).
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4. Die heterogene und bunte “Antieurokoalition”
Als kurios und illustrativ müssen wir jetzt, wenn auch nur kurz, die heterogene und bunte Mischung der Feinde des Euro kommentieren, die in ihren Reihen solch verschiedene Elemente hat, wie die Prinzipienreiter der extremen Linken und Rechten, die nostalgischen oder unverbesserlichen Keynesianer Krugmanscher Art, die dogmatischen Monetaristen der flexiblen Wechselkurse wie Barro und andere, die blauäugigen Vertreter der Theorie der optimalen Währungsräume von Mundell, die in Angst versetzten Dollar- (und Pfund-) Chauvinisten und schließlich eine Legion von verwirrten Defätisten, die „angesichts des bevorstehenden Verschwindens des Euro“ vorschlagen, ihn zu sprengen und schnellstmöglich abzuschaffen.
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5. Die wirklichen Kapitalvergehen Europas und der fatale Fehler der Europäischen Zentralbank
Niemand kann bestreiten, dass die Europäische Union chronisch an einer Reihe wichtiger sozialer und wirtschaftlicher Probleme leidet. Dennoch ist der geschmähte Euro kein Teil dieser Probleme. Ganz im Gegenteil wirkt der Euro als ein potentieller Katalysator, der die Schwere der wahren Probleme Europas offensichtlich macht und das Ergreifen der notwendigen Maßnahmen zur Lösung dieser Probleme beschleunigt (oder „überstürzt“). In der Tat ist heute dank des Euro das Bewusstsein weiter verbreitet denn je, dass die überdehnten europäischen Wohlfahrtsstaaten untragbar sind und wichtigen Reformen unterworfen werden müssen.
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6. Euro vs. Dollar (und Pfund) und Deutschland vs. U.S.A. (und U.K.)
Eine der herausragendsten Aspekte des letzten Zyklus, der in der Großen Rezession von 2008 endete, ist zweifellos das divergierende Verhalten bei Geld- und Fiskalpolitik in der angelsächsischen Welt (basierend auf einem monetären Nationalismus) und in den Ländern der Europäischen Währungsunion. Tatsächlich haben sowohl die Federal Reserve als auf die Bank von England seit Anbruch der Finanzkrise und Wirtschaftskrise in 2007-2008 eine Geldpolitik gefahren, welche die Zinssätze praktisch auf Null senkte, massiv Zahlungsmittel geschaffen, was unter dem euphemistischen Ausdruch „quantitative easing“ bekannt wurde, und direkt und ganz ohne Scham Staatsschulden kontinuierlich monetisiert.
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7. Schlussfolgerung: Hayek versus Keynes
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Diese Analyse von Jesus Huerta de Soto ist ein echter "Trüffel", der begeistert!
Wirtschaftliche Freiheit - 21. Juni 2012