Krisenbeobachtung

Portugal und die Krisenfolgen

 von Oeconomicus , 03.02.2012 09:39

Trotz aller Sparbemühungen droht der klamme Staat zur nächsten Feuerprobe für Europa zu werden.

http://derstandard.at/1328162341964/Moeg...se-in-der-Krise

Wie das Madeira Magazin berichtete ist nun ein neues Finanzloch aufgetaucht. Drei Jahre lang haben Alberto Joao Jardim, der Präsident von Madeiras Regionalregierung, und sein Kabinett offenbar verabsäumt, Schulden zu deklarieren und Rechnungen zu verbuchen. Damit fehlen etwa 1,1 Mrd. Euro, das Defizit Portugals wächst.

Lokalkaiser Alberto Joao Jardim, der die Insel im Atlantik und das dazugehörige Archipel seit 1978 regiert, bringt mit diesen Schulden das Mutterland nicht zum ersten Mal in Schwierigkeiten. Lange Jahre hat sich der konservative Jardim, der einst auch Vizepräsident der Europäischen Volkspartei war, am früheren sozialistischen Ministerpräsidenten José Socrates gerieben. 2009 hat er ein Sparpaket für seine Region abgelehnt und durchgesetzt, dass Madeira weiter Schulden anhäufen darf, während die sozialistische Minderheitsregierung im Mutterland ein Sparpaket beschloss.

http://www.madeira-news.de/madeira-magaz...k/348-eurokrise

Doch statt Reue zu zeigen und Sparprogramme vorzulegen, bläst der 68-jährige Jardim zum Gegenangriff auf das kontinentale Portugal:

"Diese Leute aus Lissabon sind alle Lügner. Die sollten sich schämen, uns in Madeira ein Demokratie-Defizit vorzuwerfen. In Lissabon gehen sie doch alle in die gleiche Richtung, sprechen die gleiche Sprache und die ganze Medienlandschaft ist ideologisch von den Linken kontrolliert - und dennoch tut niemand etwas dagegen."

Jardims provokante und zugleich einfache Sprache stößt vor allem in den Lissabonner Politiker- und Intellektuellen-Kreisen auf große Ablehnung. Sie ist Teil einer ausgeklügelten Strategie, mithilfe derer sich der ehemalige Journalist schon so lange an der Macht hält. So sieht es der Zeithistoriker und Essayist José Eduardo Franco:

"Alberto João Jardim hat es beherrscht, eine bestimmte Insel-Mentalität heraufzubeschwören: Die Vorstellung, Madeira sei umzingelt von Feinden aus Festland-Portugiesen, die die Insel seit Jahrhunderten kolonisieren wollen. Diese Thematik taucht in seinen Reden seit den 1970er-Jahren immer wieder auf mit der Schlussfolgerung, jetzt sei es an der Zeit, dass Madeira endlich etwas zurückbekomme."

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/europaheute/1570633/

Tja, da sind sie wieder, diese versteckten Sezessions-Drohungen, wie wir sie auch aus Italien (Stichwort: Lega Nord) oder Spanien (Baskenland) kennen.

Je tiefer die nationalen Krisen bei den Lebensumstände "der fleissigen" Menschen (also des Mittelstandes) ihre Spuren hinterlassen, um so größer könnte die Unterstützung für etwaige Abspaltungs-Bestrebungen werden ... ein hochexplosives Gemisch mit Bürgerkriegspotential!

Oeconomicus
Beiträge: 1.534
Registriert am: 30.01.2012

Themen Überblick

 

Xobor Forum Software ©Xobor.de | Forum erstellen
Datenschutz